Würdigung
Die den Entwurf prägende Leitidee ist die Auflösung der Baumassen auf „menschlich-maßstäbliche“ Einheiten um eine positive Atmosphäre sowohl für die Patienten als auch für die Mitarbeiter des Klinikums zu schaffen. Dies gelingt den Verfassern durch das Auflösen der Baukörper in ein aufgegliedertes, zum Teil begrüntes Sockelbauwerk mit aufgesetzten Pavillons in Holzbauweise. In lockerer Formation werden diese Pavillons auf dem Dach so aufgereiht, dass zwischen den 3- bis 4-geschossigen Baukörpern ausreichend Abstände für deren Belichtung belassen werden.
Im Endausbau wird der Patientengarten auf drei Seiten baulich gefasst, was positiv bewertet wird. Die Volumenbildung im Bereich der Onkologie nach Süden mit den vielfältigen Staffelungen überzeugt noch nicht. Insgesamt wird trotz dem großen Bauvolumen eine zurückhaltende städtebauliche Setzung mit angemessenen Baukörpern erreicht, die bewusst im Kontrast zu der bisherigen Bebauung steht. Das 3-geschossige Sockelbauwerk wird durch die von Ost nach West durchlaufende Magistrale gegliedert. Den Auftakt im Osten bildet der Haupteingang vom Vorplatz an der Nord-Ost Ecke des Baufeld Mitte aus. Hier überzeugt die Ausbildung des seitlichen Eintritts in den Magistralenraum nicht vollständig. Am östlichen Ende der Magistrale ist die Cafeteria als Abschluss positioniert, die den Vorplatz mit einem Außensitzbereich belebt. Der südliche Zugang wird entlang der Onkologie westlich an der im Erdgeschoss befindlichen Mensa bis in die Magistrale geführt. Im weiteren Verlauf werden immer wieder Zugänge auch von Norden in die Magistrale ermöglicht, bis zum Abschluss auf der Westseite mit dem Lehrzentrum und Forschungsgebäude. Diese Magistrale wird so, als das zentrale Rückgrat und Organisationsstruktur des Klinikums, ausgebildet, an der sich in lockerer Gruppierung die einzelnen Zentren mit ihren Eingängen auffädeln. Es findet eine eindeutige Adressbildung und somit Auffindbarkeit statt. Gleichzeitig wird ein fließender Übergang von den öffentlichen Bereichen zu den einzelnen Ambulanzen und Stationen geschaffen. An dem öffentlichen Rückgrat gruppieren sich die einzelnen Zentren mit ihren Eingängen. Es findet an der Magistrale eine eindeutige Adressbildung und somit Auffindbarkeit statt. Gleichzeitig wird ein fließender Übergang von den öffentlichen Bereichen zu den einzelnen Ambulanzen und Stationen geschaffen. Mit den vielfältigen Nutzungen, auf zwei Ebenen, der Schaffung von Bewegungs- und Aufenthaltsräumen, Einschnitten und Atrien wird ein lebendiger und ansprechender Raum geschaffen.
In Richtung Patientengarten löst sich das Sockelbauwerk durch die geschossweise Staffelung auf. Damit wird eine weiche Kante zum Grünraum erzielt, die durch die Absenkung des Gartens im gebäudenahen Bereich noch verstärkt wird. Die zusätzlichen großen Korridore bis in die Tiefe der Magistrale ermöglichen die Belichtung bis tief in das Gebäude. Zudem entstehen vielfältige Sichtbeziehungen bis in den Patientengarten. Durch die begrünten Korridore wie auch die Stegverbindungen, die die Hauptbewegungsrichtung der Magistrale queren, wird eine zusätzliche spannungsvolle Raumkomposition erzielt. Nach Norden wird eine eindeutige Raumkante zur Marchioninistraße ausgebildet. Die bauliche Staffelung spiegelt auch die innere Schichtung der Nutzungen ab. Im Sockelbereich sind die Ambulanzen und Untersuchungsbereiche untergebracht, während die aufgesetzten Pavillons die Pflegebereiche aufnehmen. Durch die Atrien in den Zentren sind ausreichend belichtete Flächen vorhanden. Die Zentren mit ihren Untersuchungsbereichen werden durchgehend als Drei-Bund organisiert und sind in ihrer funktionalen Anordnung sehr gelungen. Das Konzept lässt einen effizienten Betrieb erwarten. Einzelne Funktionsbereiche wären noch zu optimieren, wie z.B. ICU HLG und Stammzellentransplantationen. Die Patientenbereiche in den Obergeschossen der Pavillons sind um gut proportionierte Innenhöfe mit einem Ringflur sinnvoll organisiert und sehr funktional durchgearbeitet. Alle Patientenzimmer sind an den Außenfassaden angeordnet, während sich die Nutzflächen zum Atrium orientieren. Die Fluchtwegführung der innenliegenden Treppenhäuser im Erdgeschoss muss aus brandschutztechnischen Gründen überarbeitet werden. Die Andienung der Apotheke im 2. Untergeschoss erfordert eine lange Rampenanlage und einen Anlieferungshof im Südosten, welche in ihrer Lage und Ausbildung als sehr problematisch gesehen wird.
Bedingt durch die niedrige Ausprägung des HGL-Zentrums mit sieben Geschossen ist die Höhe des Hubschrauberlandeplatzes funktional zu niedrig. Auch sind hinsichtlich der Aufständerung über dem Holzbau des HLG gesonderte tragwerks- und brandschutztechnische Maßnahmen zu treffen. Das Sockelbauwerk erhält eine Fassade mit eng gesetzten vertikalen Pfoten, was zu einer eher massiven und geschlossenen Erscheinung führt. Dem entgegengesetzt sind die Fassaden der Pflegepavillons mit vorgesetzten Balkons und verschiebbaren Holzelemente stärker aufgegliedert. Die unterschiedliche Erscheinung der Fassaden spiegelt die Staffelung der Nutzungen wider und reduziert so die Erscheinung der Baumassen in ihrer Höhe.
Insgesamt wird die starke Aufgliederung der Volumen mit den vielen Dachflächen und großen Hüllflächenanteil zu höheren Erstellungs- und Unterhaltskosten führen. Das Gebäude der Diagnostik auf dem Baufeld Nord ist gut proportioniert. Die Fassade nimmt das Gestaltungsprinzip des Sockelbauwerks auf und ist für die Größe des Baukörpers wenig differenziert. Die Grundrissorganisation stellt mit seinen drei längs durchlaufenden Erschließungsachsen und den tiefen Laborzonen einen interessanten Ansatz dar.
Die Freiflächenplanung schlägt differenzierte Zonen vor und ist im Parkbereich mit seinen Übergangsflächen zum Gebäude gut ausgearbeitet. Lediglich die Gestaltung des Vorplatzes fällt in ihrer Qualität ab.
Tragwerk
Mit der massiven Stahlbetonkonstruktion wurde ein wirtschaftliches und technisches sinnvolles Tragwerksystem gewählt. Für die Sonderbauweise in Holz sind aus tragwerksplanerischer Sicht vertiefte Untersuchen erforderlich, gerade hinsichtlich Schallschutz und Brandschutz.
Technikkonzept
Das vorgeschlagene Technikkonzept weist einen niedrigen Detaillierungsgrad auf. Die vielfältigen Widersprüche zwischen Architektur und Technik lässt auf eine geringe Abstimmung zwischen den Planern schließen. Die Technikflächen, hier insbesondere die Schachtflächen sind mit einem TF/NUF-verhältnis von 29,4% insgesamt zu niedrig bemessen, was eine Überarbeitung der Grundrisse und Erhöhung des Gebäudevolumens notwendig macht. Die Verlegung der Schmutzwasserentwässerung des Bestandgebäudes OPZ nach Norden ist nicht möglich und hinsichtlich der im Entwurf noch vorhandenen Flächen südlich des OPZ auch nicht nachvollziehbar. Das Ablösekonzept wird nur rudimentär beschrieben. Die Verwendung des Bestandstunnels unter Gebäude 51 für die Medienversorgung entspricht nicht den Vorgaben der Auslobung. Das Energiekonzept mit Nutzung lokaler Potenziale ist in sich stimmig und gibt durch die Nutzung von Wasserstoff einen Ausblick auf die CO2-Neutralität.
Elektrotechnik
Entgegen der Auslobung sind teilweise Elektroverteilungen in Fluren anstelle wie gefordert in Räumen untergebracht. Die Versorgungsradien werden teilweise überschritten, weshalb mehr Unterverteilungsräume benötigt werden.
Insgesamt ein Entwurf der kontrovers diskutiert wurde, jedoch durch seine Ansätze im Hinblick auf die Pavillonstruktur und die Verwendung der Holzmodulbauweise eine Bereicherung der Diskussion darstellt.