GH – Bauprojekt

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Architekten Mauerer + Franz und Sue ZT Gmbh, Wien

Landschaftsarchitektur:
Architekten Mauerer + Franz und Sue ZT GmbH, Wien

Tragwerksplanung:
TOMS Ziviltechniker GmbH, Krems

Maschinenwesen:
Zentraplan Planungsges. m.b.H, Wiener Neustadt

Elektrotechnik:
TB Eipeldauer + Partner GmbH, Traiskirchen

Würdigung

Städtebau – Gesamtkonzeption

Die Arbeit gliedert die Baukörper entlang einer West-Ost verlaufenden Magistrale südlich des OPZ, mit der auch dieses angebunden wird. Der Entwurf ist streng orthogonal, nimmt vorhandene Baufluchten auf, bleibt aber sehr schematisch. Die auf den Plänen angedeutete Kammstruktur, die die Innenhöfe von der Magistrale weg nach außen öffnen soll, findet leider nur im jeweils obersten Geschoß statt. Vielmehr bilden die Baukörper allseitig umschlossene, tiefe Innenhöfe und eine leider auch massive Abschottung zum südlich gelegenen Patientengarten in den weiteren Bauabschnitten.

Die abnehmende Höhenstaffelung der weiteren Bauabschnitte wirkt zufällig und vermag städtebaulich nicht zu überzeugen. Die Fügung der beiden Zentren HLG und ONKO als klare, eigenständige und ablesbare Baukörper, einander rechtwinklig zugeordnet, überzeugt grundsätzlich.  Dadurch ergibt sich eine eindeutige Zugangssituation. Ein in Größe und Ausformung angemessener Vorplatz führt in die quer zur Magistrale durchgesteckte zweigeschossige Eingangshalle. Deren Durchlässigkeit von Nord nach Süd bindet auch in der Übergangsphase den Altbestand gut an. Die Eingangshalle mit zentralen Funktionen und Gastronomie wirkt durch den Konstruktionswechsel auf eine Holzkassettendecke positiv milieubildend, hilft Schwellenängste abzubauen, wenn auch die angedeutete statische Leichtigkeit angezweifelt wird.

Äußere und innere Gestaltung

Die Baukörper sind kräftig horizontal geschichtet, die eingeschossigen, nur in Teilbereichen aufgesetzten obersten Geschoße verunklären leider die Baukörper.  Die Fassaden wirken insgesamt sehr reduziert und undifferenziert. Ihr Minimalismus, insbesondere im DIAG, tendiert zu monotoner Langweiligkeit und überzeugt nicht wirklich. Geschoßhohe Kippflügel dürften eher wenig funktional sein. Die gleichmäßig horizontale Ausprägung wird allerdings nur möglich, weil durchgängig gleiche Geschoßhöhen von 4 Metern vorgeschlagen werden, was funktional zweifelhaft ist.

Äußere und innere Erschließung

Die Hauptzugänge mit Vorplatz sind überzeugend gelöst. Die gute Orientierbarkeit im Innern ist durch die klare Trennung von HLG und ONKO gegeben. Die innere weitere Erschließung, bezüglich Personen- und Logistikströmen funktioniert.  HLG und ONKO weisen jedoch unattraktiv enge und lange Flursituationen auf. Eine Aufweitung der Erdgeschoße in die Innenhöfe zu Gunsten einer großzügigeren inneren Verkehrs- und Wegeführung – insbesondere im EG – wird vermisst. Ein besonderer gestalterischer Anspruch innerhalb der Zentren – Wartebereiche, Blickbezüge, Ausblicke etc. – innerhalb der Zentren ist nicht erkennbar. Die Arbeit wirkt diesbezüglich insgesamt eher lieblos. Die Apothekenanlieferung im DIAG ist wegen fehlender Wendemöglichkeiten verbesserungsbedürftig. Die durchgängig innenliegenden Treppenhäuser in HLG, ONKO und DIAG sind aufgrund ihrer fehlenden direkten Entfluchtung ins Freie baurechtlich problematisch.

Funktionalität

Die geforderten Funktionalitäten sind insgesamt gegeben. Insbesondere hinsichtlich des ersten Bauabschnittes ergeben sich klare einfache Strukturen, die auch ein einfaches Tragsystem ermöglichen.

Programmerfüllung

Der Entwurf baut auf einem für den Klinikbau nicht mehr durchgängig sinnvollen Raster von 1,20 Metern auf. Ergänzend dazu werden vielfach ungünstige Raumproportionen und Raumzuschnitte generiert, beispielsweise schmale, sehr tiefe und schlecht nutzbare Büroräume. Diesbezüglich mangelt es der Arbeit an innenräumlichen Qualitäten, von der Eingangshalle abgesehen.

Energie

Das Technikkonzept zeigt zur ersten Bearbeitungsphase keine Weiterentwicklung. Der Detailierungsgrad ist sehr gering. Die Hauptversorgung ist nicht dargestellt, gleiches gilt für den technischen Ablöseprozess zum Bestand. Signifikante Fehler der ersten Bearbeitungsphase sind nicht behoben. Insgesamt weist die Arbeit eine für ein interdisziplinäres Verfahren leider offensichtlich unzureichende Abstimmung zwischen Architektur und Technik auf. Fehlende Technikflächen (Zentralen und Schächte, TF zu NUF-Verhältnis 19,5 %) werden wesentlichen Einfluss auf die Kubatur-und Grundrissgestaltung haben. Das Ablösekonzept ist nicht beschrieben aber ggf. durch großen Rückbauabschnitt möglich. Ein Energiekonzept ist nicht definiert und es besteht kein Ausblick auf CO2-Neutralität.

Die geforderten Gerätegrößen (RLT) max. 25.000 m3/h, sind tatsächlich >70.000m3/h geplant, dies hat negative Auswirkung auf den Anlagenbetrieb und erheblichen Einfluss auf Kubatur-und Grundrissgestaltung.

Für eine Weiterführung des Entwurfs ist eine umfassende Bearbeitung an diversen Punkten erforderlich.

Im Bereich der Elektrotechnik ist eine bisweilen unwirtschaftliche Planung der Verteilungen zu erkennen. Die vorgegebenen Versorgungsradien in der Elektrotechnik sind teilweise überschritten.

Wirtschaftlichkeit / Realisierbarkeit

Das günstige Verhältnis BRI/NUF ist einer durchgängigen Geschosshöhe von 4m und der fehlenden Kubatur der ebenso fehlenden Technikflächen geschuldet und wird sich bei weiterer Durchplanung sicherlich nicht bestätigen. Das Verhältnis A/V liegt deutlich über dem Durchschnitt im ungünstigen Bereich. Eine bedarfsgerechte Differenzierung der Geschosshöhen in der weiteren Planung wird sich zwangsläufig auch auf die Fassaden auswirken. Auf Grund seiner systemischen Einfachheit macht dieser Entwurf zwar zahlreiche planerische Optimierungen erforderlich, lässt aber auch gerade deshalb eine durchschnittlich wirtschaftliche Realisierung erwarten.

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2. Anerkennung